Vision-Board für die Strickjacke „Himmel-Wasser-Kristall“

Im Spinnkurs „Gezielt spinnen“ bei Chantimanou wurde ich auf die Technik des Visualisierens vor einem Spinnprojekt aufmerksam. Somit beginne ich meine neues Projekt, eine Strickjacke für meine Freundin, mit einem Vision-Board.

Die Inspiration zu dem Projekt waren zwei innere Bilder: Ein Blick auf das Schnalstal von einer Almwiese unterhalb der Berglalm und wundervolle, zauberhafte, wertvolle Glasknöpfe aus Böhmen, die ich in der Buchbinderei papp-o-mania, in Leipzig-Connewitz, vom Buchbindermeister Volker Siehe bekommen habe! Auf dem Foto des Vision-Boards siehst Du mich beim Bestaunen der Südtiroler Bergwelt.

Chantimanou motivierte uns Spinnerinnen, fünf beschreibende Wie-Wörter (Wie soll sich Dein Garn oder Textil anfühlen? Wie soll es aussehen? Wie möchtest Du es nutzen? Wie möchtest Du es spinnen?) für unser Projekt zu suchen und weitere Ideen auf einer „Pinwand“ oder einem „Poster“ festzuhalten. Meine Wie-Wörter siehst Du in schwarzer Schrift auf dem Poster. Meine Wörter: umhüllend – luftig – lebendig – glitzernd – langlebig.

Hier die Erklärung für meine Gedanken: In der Strickjacke sollen sich die blauen Farben der Bergwelt wiederfinden: Himmel – Seen – Steinen aus dem Erdinnern. Ich möchte in den Garnen und Strickmustern den Wechsel zwischen glatten Flächen in der Natur, z.B. einem spiegelglatten See oder wolkenlosen Himmel, und lebendigen Momenten, z.B. fließenden Wellen oder schwebenden Wolken, ausdrücken. Das böhmische Glas der Knöpfe symbolisiert durch das Rohmaterial, Quarz in blauer Farbe, Dauer und Reichtum aus der Erde, die glitzernden Elemente der Knöpfe das wertvolle Licht im Leben! Somit habe ich ein sechstes Wie-Wort: wertvoll! Wie unsere handgesponnenen Garne.

Es bringt Freude, die Gedanken und Gefühle, die mir bereits vor Beginn dieses Spinnprojektes in meinem Inneren begegnen, zu visualisieren. Es ist wie eine Reise durch erlebte Welten und stellt Verbindungen her zwischen Orten und Momenten meiner Vergangenheit und dem Fühlen beim Spinnen im Heute. Es steigert die Achtsamkeit für mein Vorhaben.

Eine völlig neue Perspektive auf den Gedankenfluss beim Spinnen des Garns für diese Jacke!

Kissenbezüge als Strickmusterproben

Gern fertige ich, bevor ich Strickmuster in Jacken oder Pullovern anwende, Kissenbezüge aus selbst gesponnener Wolle für meine Blockstube an. Hier einige Beispiele, die alle mit weißem Garn als Grundfarbe mit blauen oder braunen Zierelementen versehen wurden. Das weiße Garn ist meist Merinowolle aus der Region, das braune Garn von Skudden oder Heidschnucken, die blauen gefärbte Merinofasern von Wollschaarf, Flinkhand oder selbst gefärbte Fasern vom Friesischen Milchschaf.

Hier ein einfaches Lochmuster im 4er Raport:: 1. Reihe: 2 re zus, 1 U, 2 re; 2. und 4. Reihe alle Maschen links; 3. Reihe alles re Maschen. Also suuuper einfach, aber mit dem Garn in verschiedenen Blauschattierungen durchaus effektvoll. Die dunkelblauen Borten einfach 1.R. linke M. auf der rechten Vorderseite, 2. Reihe li M Rückreihe, 3. Reihe 2 re zus, 1 U, 2 re; 4. Reihe wieder inke M., 5. Reihe wieder links auf rechter Vorderseite.

Oben ein Muster aus dem Strickheft „Socken á la carte, Teil 3, Muster „Ketten“ aus dem Simply Stricken Spezial Heft August 03/2017.

Unten ist ein Wellenmuster aus de Vogue Strickmusterlexikon von Anne Matthews, Verlag Rosenheimer. Das braune Garn ist aus Wolle eines Heidschnuckenlamms gesponnen, das weiße Garn ist aus der Wolle von Ostfriesischen Milchschafen, beides aus der Region. Die Besonderheit des weißen Garns: die Wolle war in Säcken seit Anfang der 90er !!! Jahre in einer Scheune gelagert und sollte eigentlich entsorgt, also fortgeworfen, werden. Die Fasern waren trotzdem noch super gut zu spinnen, da unfassbar viel Wollfett die Wolle über die vielen Jahre geschützt hat.

Da ich derzeit zweifarbiges, nordisches Stricken übe, Neustrick „colour-knitting“, habe ich einige Garnreste mit neu gesponnenen Garnen kombiniert und ein weiteres Kissen für die vordere Blockstube gestrickt!

Mandala-Yogakissen aus groben Wollresten

Da ich zu meinen abendlichen Yogaübungen beim Lotussitz stets als Unterstützung eine kleine Erhöhung benötige, habe ich aus Resten grober selbstgesponnener Wolle ein Yogakissen gefertigt! Die Mustervorlagen für die beiden Sitzflächen entnahm ich dem Buch:

Linssen, Hafner (2017): Mandals häkeln. Muster und Designs zum Entspannen. Libero: Kerkdriel, Niederlande.

Wie Du siehst, habe ich sowohl Teppich-Single-Garne verschiedener Stärken, als auch dünnere zweifach verzwirnte Garne verwendet. Die Singlegarne (grau: Heidschnucke; braun: Bergschaf) ließen sich mit einer 6,0 Häkelnadel gut verarbeiten, die Garne pflaumenfarbig und lindgrün (beides Merino) habe ich doppelt genommen und mit einer 5,0 Nadel verhäkelt, ebenso das blaugrüne Garn (Merino). Das kiwigrüne Garn habe ich am Ende gar nicht verwendet: es ist wunderbar flauschig und weich, es schien mir letztendlich doch zu schade zum „Plattsitzen“ – ich wollte ja grobe Restgarne verarbeiten.

Da ich noch nie Mandalas gehäkelt habe, suchte ich zum Einarbeiten ein einfaches Muster heraus: S.46, Steinehüpfen. Folgender Hinweise der Autorin war dabei hilfreich: beim Beenden der Runde als Abschluss nicht mit der Häkelnadel in die erste Masche stechen, sondern den Faden abschneiden und mit der Nadel die Enden verbinden. So konnte ich die neue Runde / neue Farbe immer an einer anderen Stelle beginnen, es entstand keine „Runden-Anfangs-Linie“ und … ich hatte am Ende kein Fransen-Schlachtfeld zum Vernähen. Sehr empfehlenswert.

Das zweite Muster kannst Du auf S. 82 finden, Sag`s mit Blumen. Ich beendete das Muster, als die obere Sitzfläche den Umfang der ersten, unteren Sitzfläche (Mandala Steinhüpfen) erreicht hatte.

Anschließend häkelte ich einen langen Streifen in Maschenbreite 16 (Stäbchen) mit dem dicken grauen Teppich-Single-Garn. Die Länge maß ich am Umfang der Sitzfläche ab.

Dann wurde die untere Fläche und das Seitenteil zusammengenäht und ausgestopft. Als Füllmaterial verwendete ich zwei alte, nicht mehr sehr ansehnliche Garten-Sitzkissen, dazwischen füllte ich gewaschene Rohwolle, die seeeehr viel Einstreu und Verfilzungen hatte und schon Jahre auf dem Dachboden auf die Kardier-Aktion wartete. Vergeblich, die fertig kardierte Wolle aus dem Internet und schöne, saubere Rohwolle aus der Region waren für mich immer verlockender, als dieser besagte Rohwollekorb… dort warten jetzt noch Kissenfüllungen für mindestens 5-6 weitere Yogakissen…

Und so sieht die Oberseite des ersten Mandala-Yogakissens aus – zauberhaft robust!

Und gleich noch ein paar Bilder des zweiten Meditationskissens, welches ich für die Tochter meines Mannes gefertigt habe: 1. Bild Oberseite, 2. Bild Unterseite. Die kiwigrüne Wolle ist aber eigentlich für diesen Zweck zu fluffig, ich befürchte, dass das Garn schnell ausflusen wird, denn es sind Katzen im Haushalt, die das Kissen vermutlich mit Ihren Krallen maltretieren werden! Aber meine Patchwork-Tochter Susan hatte sich speziell diese Wolle gewünscht … `s wird schunn warn!

Hundehaar vom Pyrenäen-Hirtenhund

Beim Tag des Umgebindes 2018 lernte ich eine Oberlausitzerin kennen, die mir in 2020 das Hundehaar von Felia, der Pyrenäen-Hirtenhündin ihrer Tochter, brachte – wunderbar saubere, flauschige Fasern in beige-grauer Färbung. Die Gesamtmenge betrug 1300 g und ich habe zu Beginn 400g der Fasern unsortiert aus dem Batzen verarbeitet.

Auf dem Foto kannst Du die verschiedene Faserlängen des Hundeshaares sehen.

Gesponnen habe ich im kurzen Auszug mit viel Drall, Z-Drehung im Single, S-Zwirnung, zuerst auf dem Ashford Traditional mit hoher Übersetzung, dann auf der Oberlausitzer Gräfin, meinem kleinen flinken Flachsspinnrad. Als Ergebnis konnte ich 300g eines hellgrauen, mellierten zweifädigen Garnes präsentieren, welches entgegen meiner Befürchtungen recht stabil ist, doch beim Waschen stark filzt. Nach dem Trocknen ist das Garn aber schön fluffig.

Dann entschloss ich mich doch zum Sortieren. Die Auswahl erfolgte nach Farben und Weichheitsgraden (weich oder stachelig). Nach der Sortierung ergaben sich folgende Qualitäten, Farben und Mengen bei 600 g Ausgangsgewicht:

230 g überwiegend weißes Unterhaar, 210 g überwiegend hellgraues Unterhaar plus leicht stacheliges Oberhaar, 10 g graubraunes Unter- und Oberhaar und 50 g gemischtes stacheliges, steifes Oberhaar (wie Granenhaar). Rest: ca. 100 g Abfall mit Verunreinigungen, Verfilzungen, Verknotungen, kurzer Verschnitt.

Somit konnte ich aus den ursprünglichen 600 g Hundehaar ca. 350 g weißes und graues Garn produzieren und bin gespannt, was die Besitzerin der Hündin Felia mit diesem Garn herstellen wird!

Sortierergebnis: rein weißes Haar (großer Berg links), grau-weiß (großer Berg rechts), hellbrau (kleiner Berg oben Mitte) und ein wenig braun! Im Körbchen sind die verfilzten und zu kurzen Fasern.

Anmerkung: Dieses Projekt ist als spinnige Selbsterfahrung zu werten, das Spinnen ist keine Lohnarbeit für mich. Doch hat es meine Kaffeereserven gestärkt und mein Fensterbrett geschmückt! Herzlichen Dank an die Spenderin.

Wer das Unterhaar seines Hundes verspinnen lassen möchte, meldet sich bitte in Großschweidnitz bei Ina Winkler in der Mühle zum Lamm – sie wird sich sicherlich über Aufträge freuen, den Link findet ihr unter dem Reiter Regionale Wolllieferanten.

Strickjacke Oberlausitzer Moose und Flechten

Ich mache mit meinem Mann viele Wanderungen in unserer Region, dabei fallen mir oft wunderschöne Farbkombinationen der Natur auf. Die Moose und Flechten auf dem Foto inspirierten mich zum Spinnen von Garn für eine Strickjacke!

Das erste Single-Garn habe ich aus dem Kardenband Pistanzie von Wollschaarf in Z-Richtung gesponnen. Beim zweiten Singel habe ich drei Farben in kleinen Portionen abgewogen: 2g moosgrün, 2g hellgrün, 1g Flechten blaugrün und in regelmäßiger Abfolge versponnen.

Zweites Single-Garn: In regelmäßiger Abfolge moosgrün – hellgrün- blaugrün wird auf der einfädigen Kromski Sonata Doppeltritt (Übersetzung 6,7:1) im kurzen Auszug in Z-Richtung gesponnen. Die Farben sind klar abgegrenzt und wirken sehr kontrastvoll im Gegensatz zu den sanften Farbverläufen des ersten Garns.

Und hier kannst Du die Strickjacke Oberlausitzer Moose und Flechten an mir bewundern – die Farben sind auf diesem Bild fast original!